Test der Hublot Big Bang Meca-10

Die Hublot Big Bang Meca-10 entführt uns mit ihrem eigens entwickelten 10-Tage-Werk und ihrem komplexen Design in die Zukunft der mechanischen Zeitmessung. In diesem ausführlichen Bericht aus dem WatchTime-Archiv befassen wir uns mit ihrem preisgekrönten Design und ihren technischen Innovationen.

Wenn Sie eine Zeitmaschine hätten, würden Sie in die Vergangenheit oder in die Zukunft reisen? Wenn Sie eher neugierig sind, was die Zukunft bringt, dann werden Sie die Hublot Big Bang Meca-10 lieben. Diese Uhr folgt keiner bereits bestehenden Uhrmachertradition. Stattdessen wirkt sie mit ihrem innovativen Materialmix, den markanten Schrauben und den von vorne sichtbaren Rädern und Zahnstangen wie eine postapokalyptische Zeitmaschine. Die Big Bang Unico mit Manufakturchronograph und Automatikaufzug war bereits futuristisch, aber Hublot geht mit der Meca-10, die von einem markeneigenen Handaufzugswerk angetrieben wird, noch einen Schritt weiter. Die Gehäuse dieser beiden Modelle ähneln sich, nur dass die Meca-10 keine Chronographendrücker hat. Auch die Gehäusegröße (45 mm) ist die gleiche.

Hublot Big Bang Meca-10 - reclining
Der Hublot Big Bang Meca-10 im Titangehäuse

Die Meca-10 ist ein komplexes Gesamtkunstwerk und wurde 2017 mit dem Designpreis “Red Dot Best of the Best” ausgezeichnet. Die hochwertige Optik und das futuristische Design der Big Bang Meca-10 haben viel mit ihrer Komplexität zu tun. Die Royal Oak Offshore von Audemars Piguet verfügt ebenfalls über eine Lünette mit sichtbaren Schrauben, doch die Hublot Big Bang Meca-10 wirkt durch den schwarzen Kunststoffmittelteil des Gehäuses, den trapezförmigen Drücker für das Schnellwechselsystem des Armbandes und das sichtbare und moderne skelettierte Uhrwerk insgesamt noch detailreicher. Dem Betrachter wird klar, dass die komplexe Architektur mit den zahlreichen Teilen, aus denen das Gehäuse besteht, aufwendig und arbeitsintensiv ist.

Die Liebe zum Detail ist bei Hublot offensichtlich. So ist zum Beispiel jede der Schrauben dreidimensional gestaltet, mit einem polierten Ring, der sich über eine matte Oberfläche erhebt und von einem einzigartigen Kopf mit einem stilisierten “H” gekrönt wird. Die Detailfülle setzt sich auch beim Rest des Gehäuses fort, das von der Seite betrachtet in fünf Schichten aufgebaut zu sein scheint. Zwei mattschwarze Schichten aus Kunstharz trennen die perlgestrahlten Titanebenen. Die Krone, die an den Seiten mit Kautschuk überzogen ist, setzt das kontrastreiche schwarz-graue Farbschema des Gehäuses fort.

Die Meca-10 ist wie eine hochmoderne Maschine gebaut, bei der jedes Detail durchdacht ist. Selbst die Knöpfe für das “One-Click”-Schnellwechselsystem des Armbandes sind raffiniert gestaltet. Die trapezförmigen Drücker befinden sich zwischen den beiden Schrauben auf der Ober- und Unterseite der Bandanstöße. Der erhöhte Rand jedes Drückers ist satiniert, während der innere Teil perlgestrahlt ist. Raffinessen wie diese verleihen der Uhr ein außergewöhnliches Styling.

Das praktische Schnellwechselsystem des Armbands macht es einfach, ein Band abzunehmen und ein anderes anzubringen. Das schwarze Kautschukband hat eine geriffelte Oberfläche. Die ebenfalls detailreiche Titanschließe verfügt über zwei Sicherheitsknöpfe: Sie laufen leichtgängig, sind einfach zu bedienen und halten sicher. Allerdings hat die Schließe scharfe Kanten, wenn sie geöffnet ist, und wenn sie geschlossen ist, kann sie unangenehm auf das Handgelenk drücken.

Ein Uhrenkenner mag sich über das völlige Fehlen von dekorativen Mustern auf den Brücken einer Uhr, die fast 20.000 Dollar kostet, wundern. Aber wie wir bereits erwähnt haben, folgt die Meca-10 keiner bestehenden Uhrmachertradition. Stattdessen führt sie ihre eigenen hochtechnologischen, futuristischen Designcodes ein. Drei schmale, bandartige Brücken verlaufen horizontal über die Rückseite des Uhrwerks. Sie weisen keine dekorativen Verzierungen auf, sind aber perlgestrahlt und dunkelgrau. Außerdem sind sie durchbohrt, als wären sie Teile eines Mountainbikes, die mit Löchern versehen wurden, um sie leichter zu machen.

Hublot Big Bang Meca-10 - back
Die Rillen im Kautschukband und die durchbrochenen Brücken im Uhrwerk sind geometrische Elemente.

Unter den Brücken sind die beiden offenen Federhäuser, das Räderwerk, der Anker und das Ankerrad zu sehen, die zusammen die Hemmung bilden und aus bläulich schimmerndem Hightech-Silikon gefertigt sind. Dank der Verwendung dieses Materials entsteht nur sehr wenig Reibung, der Verschleiß ist geringer und es wird weniger Schmieröl benötigt.

Noch besser wird der Anblick, wenn man die Uhr umdreht und sie von vorne bewundert. Hublot hat dieses Uhrwerk von Anfang an für eine Uhr ohne Zifferblatt konzipiert, daher ist die Vorderseite des Kalibers sehr schön gestaltet. Die Schwingungen der Unruh, die von der Rückseite des Kalibers auf die Vorderseite verlegt wurde, sind das erste, was ins Auge fällt. Wie auf der Unterseite sind die Brücken durchbrochen, mattgrau und satiniert. Ein großer Teil dieser Seite des Uhrwerks wird von der unkonventionellen Gangreserveanzeige bei 6 Uhr eingenommen. Diese Anzeige besteht aus einer Zahnstange, die auf Schienen im oberen Teil der Anzeige läuft und von einem Trieb im Inneren des Mechanismus angetrieben wird. Das Ritzel bewegt ein großes graues Rad, das mit sechs Hublot-Schrauben verziert und in Form des Hublot-Logos skelettiert ist. Wenn nur noch drei Tage Gangreserve übrig sind, erscheint in einem kleinen Fenster allmählich ein roter Abschnitt, der uns daran erinnert, dass es Zeit ist, die Uhr aufzuziehen.

Die verbleibende Gangreserve wird durch das kleine Rad präzisiert, das durch das große Rad angetrieben wird und ein rot umrandetes Fenster aufweist. Es arbeitet mit dem Zahnrad mit skelettierten Ziffern unter ihm zusammen. Der Schriftzug “Power Reserve” ist in der gleichen Schablonenschrift wie die Minutenskala gehalten. Dies ist ein weiteres Detail, das Teil des kreativen Antriebs von Hublot ist. Der Marke gelingt es, mit den von vorne sichtbaren Mechanismen ein Kunstwerk zu schaffen.

Die handwerkliche Verarbeitung ist sehr sauber, nicht nur im Uhrwerk, sondern auch im Rest der Uhr. Wir haben durch eine Uhrmacherlupe geschaut, aber wir konnten nicht die geringste Spur einer Werkzeugspur finden.

Wenn Designer auf das Zifferblatt einer Uhr verzichten, ergeben sich mehrere Schwierigkeiten, aber Hublot hat jede Herausforderung gemeistert. Da es zum Beispiel keine Fläche für das Markenlogo gibt, hat Hublot es auf die Unterseite des Glases gedruckt. Die großen Indexe, die über dem Uhrwerk zu schweben scheinen und das dreidimensionale Erscheinungsbild betonen, sind mit reichlich Leuchtmasse beschichtet und werden von einem schmalen Innenring an ihrem Platz gehalten. Trotz des Fehlens eines herkömmlichen Zifferblatts lässt sich die Uhrzeit dank der breiten Zeiger und der sehr guten Entspiegelung des Glases gut ablesen. Allerdings fehlen der äußere Ring und seine Kalibrierungen zwischen den Minuten 37 und 43 völlig. Das Fehlen dieses Rings ermöglicht zwar einen ungehinderten Blick auf die Unruh, erschwert aber auch das minutengenaue Ablesen der Uhrzeit.

Neben dem innovativen Design der Meca-10 ist ihre extrem lange Gangreserve ein weiteres Plus. Diese Uhr kann 10 volle Tage laufen, bevor sie aufgezogen werden muss. Die Feineinstellung erfolgt über einen Index, der durch eine vertikale Schraube bewegt wird.

Hublot Big Bang Meca-10 Movement
Das Kaliber der Meca-10 wurde so konstruiert, dass ein Großteil der Mechanismen von vorne zu sehen ist.

Wir waren sehr gespannt auf die Ergebnisse unseres Tests auf der Zeitmessmaschine, denn Marathonläufer mit einer Gangreserve von 10 Tagen haben oft Schwierigkeiten, selbst wenn sie sich – wie die Meca-10 – auf die in zwei Federhäusern gespeicherte Energie verlassen können. Nach 12 Stunden hielt diese Uhr mit Handaufzug die Zeit mit einem sehr guten Durchschnittsgewinn von 1,7 Sekunden pro Tag in allen Lagen, wobei die Streuung zwischen den einzelnen Lagen etwas groß war (9 Sekunden).

Nach vier Tagen hatte sich das Bild nicht wesentlich verändert, obwohl die Amplitude deutlich abnahm: Die durchschnittliche tägliche Abweichung schrumpfte auf 0 Sekunden und die Differenz zwischen den einzelnen Positionen blieb unverändert bei 9 Sekunden. Nach sieben Tagen war die durchschnittliche tägliche Abweichung in den Minusbereich gerutscht (-2,8 Sekunden), womit der in den ersten Tagen verzeichnete Gewinn wieder ausgeglichen wurde. Die Differenz zwischen den Positionen wuchs auf 11 Sekunden an. In diesem Moment ändert die Gangreserveanzeige ihre Farbe und zeigt ihre rote Fläche an: Der Träger sollte diesen scharlachroten Hinweis beherzigen und die Uhr aufziehen, denn die Amplitude nimmt nach neun Tagen so stark ab, dass in den hängenden Positionen Abweichungen von -26 Sekunden auftreten. Die Uhr läuft weiter, aber die Ganggenauigkeit ist nicht mehr in einem guten Bereich. Obwohl Hublot das Problem der extrem langen Gangreserve nicht vollständig gelöst hat, kann man diese Uhr sieben oder acht Tage lang laufen lassen, ohne dass die Ganggenauigkeit signifikant abnimmt.

Mit einem Verkaufspreis von 19.900 Dollar kostet die Big Bang Meca-10 1.100 Dollar mehr als die Big Bang Unico Chrono Titanium. Das mag auf den ersten Blick seltsam klingen. Die lange Gangreserve der Meca-10 gilt als kleine Komplikation, und die Uhr hat auch eine komplexe Gangreserveanzeige, aber das Chronographenkaliber Unico ist ein komplizierteres Werk. Bei der Meca-10 hat Hublot jedoch mehr Gründlichkeit und Kreativität bei der Entwicklung der Ästhetik der sichtbaren Mechanismen bewiesen. Das etwas einfachere Uhrwerk bietet mehr Möglichkeiten für das Styling, und Hublot hat sie voll ausgeschöpft. Außerdem gibt es unter den Manufakturuhren mit technischem Styling und sichtbarem Werk in dieser Preisklasse kaum Alternativen. Eine Richard Mille zum Beispiel kostet deutlich mehr. (Die kürzlich erschienene Richard Mille RM 11-03 McLaren Automatic Flyback Chronograph kostet 191.500 Dollar).

Der Preis der Meca-10 rechtfertigt sich durch ihr komplexes Gehäuse, ihr Manufakturkaliber, das eine gelungene Kombination aus Hightech-Ästhetik und einer Gangreserve von 10 Tagen bietet, sowie durch die hohe handwerkliche Qualität in jedem Detail. Darüber hinaus können die Träger dieser Zeitmaschine jederzeit auf eine Zeitreise gehen, wann immer sie wollen. Ein Blick auf dieses Modell am Handgelenk genügt, und sein Besitzer weiß sofort, wie die Zukunft der mechanischen Uhren aussehen wird.

Big Bang MECA-10 All Black (2)
Die Uhrzeit ist dank der breiten Zeiger und Indexe leicht ablesbar.

MERKMALE:
Hersteller: Hublot, Chemin de la Vuarpillière 33, 1260 Nyon, Schweiz
Referenznummer: 414.NI.1123.RX
Funktionen: Stunden, Minuten, kleine Sekunde, Gangreserveanzeige
Uhrwerk: Manufakturkaliber HUB1201 mit Handaufzug, 21.600 U/min, 24 Lagersteine, zwei Federhäuser, Feinregulierung über Index und Schraube, Incabloc-Stoßsicherung, 10 Tage Gangreserve, Durchmesser = 35,2 mm, Höhe = 6,8 mm
Gehäuse: Titan mit flachem, beidseitig entspiegeltem Saphirglas, sechs Schrauben halten den Boden, Saphirfenster im Boden, wasserdicht bis 100 Meter
Armband und Schließe: Kautschukband mit sicherer Titan-Faltschließe, die sich nur auf einer Seite öffnet
Gangresultate (Abweichung in Sekunden pro 24 Stunden, nach 12 Stunden/4 Tagen/7 Tagen)
Wahl aufwärts +3 / +3 / +3
Zifferblatt abwärts +4 / +1 / 0
Krone aufwärts +5 / +3 / -2
Krone unten -2 / -4 / -7
Krone links +4 / +3 / -3
Krone rechts -4 / -6 / -8
Größte Abweichung 9 / 9 / 11
Mittlere Abweichung +1,7 / 0 / -2,8
Durchschnittliche Amplitude:
Flache Stellungen 324° / 301° / 267°
Hängende Stellungen 250° / 229° / 202°
Abmessungen: Durchmesser = 45 mm, Höhe = 15,6 mm, Gewicht = 118 Gramm
Preis: $19.900

PUNKTE:
Armband und Schließe (max. 10 Punkte): Das Kautschukband und die praktische Faltschließe aus Titan sind gut verarbeitet. 8
Bedienung (5): Nach dem Aufschrauben lässt sich die Krone leicht herausziehen und drehen, aber dem Uhrwerk fehlt eine Sekundenstopp-Funktion. 4
Gehäuse (10): Hublots hochdetaillierte Konstruktion bietet einen Blick in die Zukunft der Gehäuseherstellung; die handwerkliche Verarbeitung ist sehr gut. 10
Gestaltung (15): Innovatives Uhrendesign: technisch, komplex und gelungen 15
Ablesbarkeit (5): Die Zeiger und Indizes sind mit Leuchtstoff überzogen und immer gut ablesbar, aber die Minutenskala geht nicht über den ganzen Rand des Zifferblatts hinaus. 4
Tragekomfort (10): Abgesehen von der Schließe, die unangenehm auf das Handgelenk drücken kann, ist der Tragekomfort der Uhr akzeptabel, auch dank des geringen Gesamtgewichts. 8
Uhrwerk (20): Das Manufakturwerk wurde so entwickelt, dass das spektakuläre Design auch von vorne gut aussieht; sehr saubere Verarbeitung und eine lange Gangreserve 16
Bewertungsergebnisse (10): Gute durchschnittliche Abweichung, etwas große Unterschiede zwischen den einzelnen Positionen, und die Amplitude nimmt zwischen den flachen und den hängenden Positionen zu stark ab; der Träger sollte die Uhr nach Ablauf von sieben Tagen aufziehen. 7
Gesamtwert (15): Der hohe Preis der Uhr wird durch das aufwendige Design und das 10-Tage-Manufakturwerk wettgemacht. 12
Insgesamt: 84 PUNKTE

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